Mit Orff-Instrumenten können Kinder die Welt des Musizierens akustisch und taktil kennenlernen. Diese gehen auf Carl Orff zurück, der in den 1920ern eine Musikpädagogik mit Fokus auf Musik und Bewegung prägte. Beides sollte sich durch Nutzung der Instrumente ergänzen und Kindern ab dem Kindergartenalter ein ganzheitliches Ausleben ihrer kreativen Fähigkeiten ermöglichen. Nachfolgend finden Sie einen Überblick über die didaktischen Grundgedanken in Orffs Werk sowie praktische Tipps zum Orff-Instrumentarium für Einsteiger.
Orff erfand diese Instrumente nicht vollkommen selbst, sondern übernahm sie aus früheren Jahrhunderten und von verschiedenen Kulturen der Welt oder gestaltete sie in Anlehnung an die Vorlagen dieser Quellen. Bei den Orff-Instrumenten handelt es sich vorwiegend um Perkussion-Schlagspiele: Kleines Schlagwerk, Fellinstrumente und Stabspiele. Im erweiterten Orff-Instrumentarium lassen sich zudem noch authentische Instrumente aus anderen Kulturkreisen wie das Agogo hinzufügen. Dagegen gehört das große Schlagwerk wie Gong, Orchester-Pauke oder Röhrenglocken nicht dazu.
Die Vorteile der Orff-Instrumente
Der Vorteil an Orff-Instrumenten ist, dass sie leicht zu handhaben sind und eine große Variation an Klängen und Klangfarben bieten. Daher sind sie hervorragend geeignet für die musikalische Früherziehung: Ohne langes Üben können Kinder musizieren und alle gleichermaßen teilhaben. Der einfache Zugang zum erfolgreichen Musizieren kann zu einer ersten Entdeckung des eigenen musikalischen Talents führen oder schlicht den Selbstwert des Kindes und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten stärken. Zudem decken die verschiedenen Instrumente ein breites tonales Spektrum ab, um das Gehör zu schulen. Auf den Stabspielen des Orff-Instrumentariums sind häufig die entsprechenden Noten abgebildet, um so in Musik in der Grundschule eine leichte Heranführung an die Musiktheorie zu ermöglichen.
Sollte die Heranführung an diese aber noch nicht geplant sein, bieten die zahlreichen rhythmischen Instrumente des Orff-Instrumentariums genügend Alternativen. Die meisten dieser Perkussionsinstrumente sind ungestimmt, das heißt, sie haben keine klar definierte Tonhöhe, sondern lassen sich nur in ein grobes Spektrum von „höher“ und „tiefer“ einordnen. Somit besteht keine Gefahr, falsche Töne zu spielen – die Kinder müssen nur ihre Einsätze wissen und schon können sie wie selbstverständlich musizieren!
Die Instrumente:
Nachfolgend finden Sie eine Aufzählung der verschiedenen Orff-Instrumente, inklusive der charakteristischen Klänge und Einsatzgebiete dieser. Natürlich bietet es sich auch immer an zur Musik zu Singen und gerade ungestimmte Instrumente geben viel Gestaltungsraum dafür.
- Die Trommel (Rahmentrommel, Bongos, Conga): Verschiedene Rahmen oder Resonanzkörper, die mit einem Fell bespannt sind und entweder mit den Händen oder einem Schlegel gespielt werden
- Schellentrommel/Tamburin oder Schellenring: Schellenringe bestehen aus einem runden Rahmen mit darin befestigten Zimbeln. Um einen Klang zu erzeugen, kann man sie schütteln oder sanft anschlagen – je nach gewünschter Klangtextur. Tamburine sind mit einem Fell bespannte Schellenringe, die sich durch leichtes Schütteln und Anschlagen mit der Hand spielen lassen. Das Fell lässt zusätzliche Variation beim Spielen zu.
- Schellen, Schellenkranz, Glockenkranz: Weitere Variationen des Schellenrings
- Die Holzblocktrommel: Eine Art Schlitztrommel aus einem ausgehöhlten Holzblock, der einen Schlitz auf einer oder beiden Seiten aufweist. Sie ist mit Abstand das lauteste der Orff-Instrumente (neben der Orff-Pauke). Mit dem Schlägel angeschlagen, entsteht ein kurzanhaltender Ton
- Klanghölzer oder Claves: Die simpelsten unter den Orff-Instrumenten. Sie erzeugen durch Zusammenschlagen einen kurzen Ton und eignen sich daher gut für eine einfache, rhythmische Begleitung. Ursprünglich stammen sie, wie so viele Perkussionsinstrumente aus Afrika.
- Rassel (Maraca, Afuche Cabasa): Eigentlich kann jeder mit Körnern gefüllte Behälter, der sich leicht in einer Hand schütteln lässt, als Rassel dienen. Dabei beeinflussen das Volumen des Körpers und die Größe der Körner den Klang stark. Schon bei indigenen Völkern findet man Rasseln, unter anderem aus hohlen Kürbissen. Aufgrund dieser Einfachheit sind Rasseln ein stark vertretenes Orff-Instrument und eines der ersten, mit dem Kinder in ihrem Leben in Berührung kommen. Es beflügelt die Fantasie der Kinder, wenn sie überlegen was drin steckt.
Die Maraca ist eine besondere Form der Rassel mit Griff zur einfacheren Handhabung. In der Regel werden sie paarweise eingesetzt. - Die Röhrentrommel: Der röhrenförmige Körper ist meist an einem Holzstab befestigt und wird mit einem Schlägel gespielt, um zwei unterschiedlich hohe Töne zu erzeugen. Man kann damit beispielsweise das Klappern von Hufen nachahmen.
- Das Becken wird an einem Lederband oder Strick gehalten. Waagrecht gehalten und mit dem Schlegel gespielt, erinnert der Klang etwas an eine Glocke. Werden zwei Becken zusammengeschlagen entsteht ein lautes Scheppern, das sich gut als Akzent zum Ende eines Stückes eignet.
- Zimbeln sind kleine Becken, die einen lang anhaltenden, hellen Ton erzeugen. Zu unterscheiden ist zwischen Finger- und Handzimbeln
- Die Triangel ist vor allem zum Setzen von Akzenten geeignet. Neben Trommel und Rassel ist dies eines der bekanntesten Orff-Instrumente, das am Band gehalten mit einem Metallstab gespielt wird.
- Stabspiele: Eine der wenigen Instrumentengruppen im Orff-Instrumentarium, die tonale Melodien spielen können und die einzigen, die auch für Harmonien geeignet sind. Beim Xylophon werden auf einem Resonanzkörper befestigte Klangstäbe aus Holz mit Schlägeln angeschlagen. Das Metallophon verfügt im Unterschied zum Xylophon über Klangstäbe aus Metall, dadurch entstehen länger anhaltende und voluminöse Töne. Ähnlich ist es beim Glockenspiel, dessen Metallplättchen dünner sind und daher für hohe und brillante Töne sorgen. Ein Vorteil von Stabspielen im Unterricht ist, dass sich einzelne Klangstäbe leicht entfernen lassen, um so Tonleitern abzubilden.
- Kastagnetten: Hierbei handelt es sich um zwei ausgehöhlte, runde Klappern aus Holz. Paarweise genutzt, lassen sich damit kurze, rhythmische Töne erzeuge
- Effektinstrumente: Lassen meist weniger gezielte Erzeugung von Melodien oder Rhythmen zu, sondern eignen sich eher für die klangvolle Untermalung mit außergewöhnlichen Klängen wie denen der Lotusflöte. Naturgeräuschinstrumente sind ebenfalls Effektinstrumente. Dazu zählen Regenrohre oder Gewitterbleche, mit denen sich das Orff-Instrumentarium für besondere Gelegenheiten abrunden lässt.
- Orff-Pauke: Im Unterschied zur Pauke im Orchester ist bei dieser Pauke die Membran nicht auf einen Kessel, sondern einen offenen Zylinder gespannt, der die Lautstärke verringert.
- Schlägel: Ob aus Gummi, Holz oder Filz – was genutzt wird, um Instrumente anzuspielen, prägt den Klang entscheidend.
Tipp: Gemeinsam mit den Kindern können Sie spannende Klanggeschichten erleben. Dabei begleiten die Kinder mit Ihren Instrumenten eine Geschichte und tauchen so mit mehreren Sinnen in die Erzählung ein!
Der Erfinder des Orff-Schulwerks
Carl Orff (1895 – 1982) war ein deutscher Komponist und Musikpädagoge. Musikinteressierten ist Carl Orff vor allem bekannt als der Schöpfer von „Carmina Burana“: Das Chorwerk wurde 1937 in der Frankfurter Oper uraufgeführt und basiert auf einer gleichnamigen Anthologie von Lied- und Dramentexten, die aus dem Mittelalter stammen. Wenig verwunderlich ist daher, dass auch die Inspiration für viele von Orffs Instrumenten aus dem Mittelalter stammt, beispielsweise für seine überarbeitete Form der Schlagspiele wie Xylophon und Glockenspiel. Neben seinem umfangreichen Bühnenwerk hinterlässt Orff eine bedeutende musikpädagogische Arbeit:
Sein „Schulwerk für Kinder“, das er gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Gunild Keetman entwickelte, hat die moderne Sozial- und Heilpädagogik inspiriert. Darüber hinaus prägt es bis heute die musikalische Früherziehung in Kindergarten und Grundschule. Die Grundgedanken im Orff-Schulwerk drehen sich um die antike Idee des ganzheitlichen Zusammenwirkens von Musik, Tanz und Sprache. Nach seiner Theorie fängt die Musik beim Menschen an: Herzschlag, Atmung, Schritte – all das gibt den Rhythmus unseres Lebens vor. Da diese auditive Wahrnehmung bei Kindern noch sehr natürlich und unverstellt vorhanden ist, setzt seine Arbeit hier an. Darüber hinaus soll die ganzheitliche Wahrnehmung der Musik mit dem Körper bei der persönlichen Entfaltung helfen und durch diese Form der elementaren Musik neue Seelenkräfte wecken.
Didaktisch lässt sich Orffs Herangehensweise somit stark auf die persönlichkeitsbildenden Leitsätze der Reformpädagogik zurückführen: In selbstständiger Tätigkeit lernen und erleben die Kinder. Alle können mitmachen und gemeinsam ihre Erfahrungen mit Musizieren machen, wobei schnelle und motivierende Erfolgserlebnisse eintreten. Im Vordergrund stehen dabei der kreative Umgang mit den Tönen, die Selbstbetätigung an den Instrumenten, das Improvisieren und der freie Umgang mit Rhythmus und Melodie.
Das Musizieren mit dem Orff-Schulwerk im Kindergarten und im Unterricht gestaltet sich für die Kinder erlebnisreich und als spannende Erforschung ihrer eigenen Fähigkeiten.
Zusammengefasst bietet das Orff-Schulwerk also zahlreiche Vorteile für das Gelingen des Unterrichts und die Weiterentwicklung eines Kindes:
- Einsteigerfreundlich und einfach zu vermitteln
- Geeignet für Kleinkinder ab 3 Jahren
- Stärkt Selbstvertrauen und Gruppenzugehörigkeit beim gemeinsamen Musizieren
- Fördert die Entfaltung eigener Kreativität
- Schult das Gehör
- Fördert Konzentration
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